Auftreten dem Kunden gegenüber

Verhaltensregeln für Teckies

Ein immer wieder auftauchendes Thema in unserer Branche, das eigentlich für alle Techniker gilt, sowohl Live, wie auch im Studio ist das Auftreten dem Kunden gegenüber.
Dies ist ein leider oft stark unterschätzter Punkt und bietet manchmal sogar ne Menge Konfliktstoff. Orientierend am Rock ´n Roll – Bereich gehen manche Teckies da etwas zu rotzig zu Werke, ohne die Folgen zu bedenken. Rock ´n Roll ist eine Sache, aber Konferenzen, Industrie-VAs, oder Studiojobs sind da schon viel sensiblere Bereiche, wo der Kunde meist kein Verständnis für “Baubudenrülpse” hat. Zugegeben, etwas krass ausgedrückt, aber leider habe ich das immer wieder erlebt. Daher hier ein paar Punkte zum nachdenken:

  • unser Job, egal wo er gerade stattfindet, ist zu aller erst eine Dienstleistung. Der Kunde ist also König. Es ist dabei völlig egal, was wir von seiner Meinung halten, wir müssen erst einmal versuchen seinen Wunsch in den Job, die VA, das Projekt zu integrieren, solange dies möglich ist.
  • Der Ton macht die Musik! Ich kann nicht erwarten, dass der Kunde freundlich ist, wenn ich selbst meine schlechte Laune  nach außen trage. Möchte ich dass der Kunde freundlich ist, muss ich ihm genauso gegenübertreten.
  • Übe dich in Beherrschung. Es kommt oft vor, dass der Kunde Wünsche, oder Forderungen hat, die nicht oder nur sehr schwer umsetzbar sind, manchmal sogar völlig blödsinnig erscheinen. Dies hat selten was mit Unverschämtheit zu tun, sondern meist mit Unkenntnis der Hintergründe und Folgen. Hätte er dein Wissen, bräuchte er dich gar nicht, könnte den Job gleich selbst machen und dein Honorar einsparen.
    Sehr oft ist dein Kunde ja auch nicht der Endkunde, sondern jemand aus einer Agentur und der hat wieder seinen Chef und / oder seinen Kunden im Genick. Also versucht er händeringend hin und her zuschieben, immer seine Budgetgrenze im Blick und das geht schneller schief, als ihm lieb ist.
    Also: Ruhe bewahren, erklären und freundlich bleiben. Das wirkt meist Wunder! Hier ist Psychologie gefragt. Zeigst Du Interesse an seiner Problemlage, entstehen manchmal Lösungen, die Du nie für möglich gehalten hättest.
  • Bedenke wen Du repräsentierst! Ein Beispiel: du wurdest von der Technikbude Dröhn & Laut als Tecki für eine Kongress der Haifisch AG engagiert. Dröhn & Laut stellt die Technik, Du baust auf und stehst am Pult. Organisiert wird der Kongress von der Eventagentur Flutschevents. Für Dröhn & Laut bist Du der Tontechniker, der Du immer bist, also Du selbst. Für Flutschevents aber bist Du ein Mitarbeiter von Dröhn & Laut. Denen ist es völlig egal, ob Du selbständig bist, oder nicht. Die haben Dröhn & Laut engagiert und nicht dich.
    Für die Haifisch AG bistDu lediglich irgend ein Techniker, denn die haben ja Flutschevents mit dem Kongress betraut. Manchmal kennen die nicht einmal  Dröhn & Laut. Du repräsentierst hier also Dröhn & Laut. Verhalte dich danach. Alles, was Du tust, wird auf Dröhn & Laut zurückfallen, im Positiven, wie im Negativen. Und Dröhn & Laut baut auch darauf, dass Du bei Flutschevents einen guten Eindruck hinterlässt. Wenn Du Scheiße baust, kann das auch das Ende der Zusammenarbeit zwischen Flutschevent und Dröhn & Laut bedeuten. Dein Handeln hat also weitreichende Folgen, weit über deine Person hinaus.

Auch wenn die Beispiele und Hinweise eher nach Liveeinsatz klingen, so gelten sie doch genauso im Tonstudio. Hier stellt sich dann wieder die Frage: bist Du Freelacer, oder ist das dein Tonstudio? Wenn Freelancer, wer hat dich gebucht? Das Studio, oder der Endkunde (Musiker / Produzent, etc). Wir stehen in unserem Job meist zwischen mehreren Parteien und müssen oft genug vermitteln. Das gilt besonders im Studio, da hier für die Musiker ein wesentlich erhöhter Druck hinzu kommt. Die wenigsten können mit der Situation im Aufnahmeraum umgehen: die rote Lampe geht an, die Aufnahme läuft und in der Regie hören meist mehrere Leute ganz genau hin. Jeder kleinste Fehler ist nun hörbar, alles was live auf der Bühne untergeht, steht jetzt deutlich im Raum. Das ist Stress pur! Da ist dein Fingerspitzengefühl gefragt. Du musst die Technik, den Sound und die Seelenlage der Kunden im Auge behalten. Das endet manchmal mit Spagat, hat aber auch seinen besonderen Reiz. Man muss es in diesem Job mögen, mit Menschen umzugehen, sonst wird man es sehr schwer haben.

So, das soll es für heute erst mal gewesen sein. Über Kommentare, Anregungen und Hinweise würde ich mich freuen. Alle Texte in diesem Blog sind nur für private Zwecke gedacht. Keine anderweitige Veröffentlichungen ohne meine Genehmigung. Danke.

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